Tourenleiter Dieter Bonnie

Tourenleiter Dieter Bonnie © Dieter Bonnie

Erinnerungen eines Tourenleiters

Dieter Bonnie führt seit 2017 Touren für den ADFC Heinsberg e.V. und beschreibt anschaulich, wie seine Touren ablaufen, worauf er Wert legt und warum er sich immer wieder darauf freut.

Gerade habe ich die Überschrift zu Papier gebracht. Keine Angst, das sollen keine Memoiren werden! Nur ein wenig Rückschau auf die Jahre 2017 und 2018, die zum Erinnern reichlich Gelegenheit boten.  Und wo wir schon dabei sind: So manche TeilnehmerInnen an meinen Touren werden sich im Folgenden vielleicht wiedererkennen. All denen kann ich versichern, dass ich beim Schreiben der entsprechenden Zeilen mich stets von einer ausnahmslos positiven Sichtweise habe leiten lassen, auch wenn mir – zugegeben -  die eine oder andere feinironische Spitze entschlüpft sein mag…

Ein wenig Wehmut

12. Oktober 2018.

Die letzte Tour ist geradelt. 18 Radbegeisterte haben mit mir zusammen die Saison beendet. Schön war es, wie immer. Eigentlich könnte es noch weitergehen, nimmt doch dieser Sommer einfach kein Ende!

Sei es drum, die Strecken und Ziele für das nächste Jahr liegen schon fest und sind mit Sicherheit geeignet die Vorfreude auf die Saison 2019 am Leben zu erhalten. Und wieder frage ich mich, warum sich eigentlich Erwartung, Spannung und Freude am gemeinsamen Fahren immer neu einstellen und über eine ganze Saison hinweg tragen. Schauen wir doch einfach mal zurück!

Nehmen und Geben

Alles begann mit der  Vorstellung, in meiner Freizeit  „irgendwas mit Radeln“ zu machen, wobei ich aber durchaus gestalten wollte. Die Tätigkeit für den ADFC bot einen willkommenen Rahmen, die nötigen Strukturen und den Goodwill des Vorstands. So wurde daraus ein „Nehmen und Geben“. Was ich geben konnte, war klar: Radfahren aus Leidenschaft, Kenntnis der Region aus Radlersicht, eine sorgfältige Tourenplanung und die Lust darauf, möglichst viel davon mit Anderen zu teilen. Dazu würde ich ggf. auch einmal den Reiseleiter geben, dabei aber nicht vergessen, dass an erster Stelle immer das Radeln selbst stehen sollte. Das war keine schlechte Idee, stellte sich doch im Laufe der Zeit heraus, dass auch die Teilnehmer vieles an Informationen und Geschichten beisteuern konnten oder gar selbst Teile der Führung übernahmen.

Nehmen wollte ich mir auch etwas: Neue Kontakte und die Möglichkeit unter Gleichgesinnten alles, was mit Radeln zu tun hat, selbst zu erleben und zu genießen.

Es gibt diese und jene…

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Der Radler auch, wenn auch eines mit Besonderheiten. Letztere gilt es stets im Auge zu behalten. Die einen brauchen schon am Start etwas mehr Zeit, sei es zum Kramen, Packen, in die Pedalen kommen oder nachher einfach nur beim Mitfahren. Derweil richten sich andere, Kurbel auf neun Uhr und leicht mit den Fußballen wippend, in Fahrtrichtung aus. Sind dann erst mal alle unterwegs, findet man zunächst zu einem angenehmen Tempo und anschließend sich selbst zum Plausch. Natürlich wird auch der Tourenleiter einbezogen, der sich in der Folge prompt verfährt und ein mehr oder weniger raumgreifendes Wendemanöver verschuldet. Daraufhin ist schon mal ein leise gemurmelter Tadel zu vernehmen; in aller Regel jedoch haben Radler ein großes Herz und verzeihen großzügig, wenn es kein zweites Mal vorkommt.

Und überhaupt: Der Außenstehende sieht ein Rudel Radler; was ist daran schon Besonderes? In meiner Wahrnehmung herrscht eher bunte Vielfalt. Da gibt es die Zurückhaltenden aber Beständigen, die fast jede Tour mitfahren und den allzeit ruhenden Pol markieren. Wieder andere springen an Anstiegen oder auch sonst schon mal davon, weil es wohl allzu sehr in den Waden juckt, warten aber immer brav an der nächsten Einmündung. Gott sei Dank sorgen die Umsichtigen und Aufmerksamen stets durch Rufen, Trillern oder einen energischen Sprint dafür, dass träumend vornweg radelnde Tourenleiter sich schnell wieder in Position begeben. Es finden sich Macher, die mich nach technischen Tipps fragen und diese flugs, möglichst während der nächsten Rotphase an der Ampel, bereits umsetzen. Auf langen Geraden (da kann man sich kaum verfahren) höre ich gerne den Erzählern zu, deren Geschichten und Anekdoten Bücher füllen könnten, die ich aber leider nicht lange genug behalten kann. Ach ja, vielleicht noch die Erstaunten: „Ich bin doch nun wirklich schon zig mal hierher gefahren, aber noch nie so wie jetzt!“

Uns Radlern bietet die Welt da draußen im Vorbeifahren mannigfaltige Gesichter, wie geschaffen für den einen oder anderen Spaßvogel im Tross. „Heute ist es aber extra fein, morgen ist ja auch Sonntag!“, schallt es der verblüfften, Rinnstein fegenden Zeitgenossin entgegen. Der wenig später entgegen kommende Rennradfahrer erhält Aufbautipps zu Kondition und Fahrtechnik in Kurzform. Als Ersatz für Klingelzeichen bringen kreative, selbst produzierte Lautfolgen Fußgänger zum Ausweichen und Lachen. Ehrlich gesagt, war mir das früher eher peinlich, aber die zumeist fröhlichen und oft schlagfertigen Reaktionen darauf machen einfach Laune!

Wohin der Weg dich führt…

Jede Tour lebt neben ihren Teilnehmern von dreierlei: der Strecke, einem schönen Ziel und der Einkehr. Letztere ist unumgänglich und nicht hinterfragbar. Schicksal und Karriere eines Tourenleiters entscheiden sich oft genug an der Wahl einer entsprechenden Lokalität. Die Einkehr selbst  ist gewissermaßen umgeben von Pausen. Ihre Notwendigkeit ergibt sich entweder aus dem Grad der allgemeinen Erschöpfung, gewissen Geschäften, die zu erledigen sind oder weil es sich einfach so gehört. Auch ich möchte sie nicht missen, bieten sie doch oft genug ein Panoptikum sehr lustbetonter Aktivitäten. Staunend nimmt man zur Kenntnis, wie die drahtig- schlanke Teilnehmerin, leicht im Abseits platziert, ihrer Gepäcktasche ein XXL- Behältnis mit einer anregend bunten Obst- Müsli- Komposition entnimmt. Voll konzentriert macht sie sich daran die erste Tranche zu bewältigen. Drei Meter entfernt kommen Karottenbündel zum Vorschein, alles BIO mit Grün und Schale. Doch warum sollte, wo gemeinhin der Satz Inbusschlüssel steckt, nicht auch ein Sparschäler zu finden sein? Er findet sich, selbstverständlich! Der schonenden Häutung des Wurzelgemüses steht somit nichts mehr im Wege. Hartgekochte Eier treten niemals allein auf. Meist im Trio sorgen sie für neue Kräfte. Auch geklönt wird ausgiebig. Von Fachsimpeleien und Radlerlatein über Witze und Geschichten bis hin zu Geschäftsanbahnungen und Kaufangeboten für das eigene Fahrrad ist alles dabei!

Noch ein paar Worte zu Strecke und Ziel:  Ab und an gebe ich vor dem Start und auch mal mittendrin ein Statement ab: „Wer mit mir fährt, weiß, dass von Asphalt bis Wurzelwerk alles dabei sein kann!“ Meist ist das nicht so schlimm, wie es sich anhört, aber beim Befahren eines schotterigen Abschnitts dringen aus den rückwärtigen Reihen immer wieder Satzfetzen zu mir vor: „Gibt vermutlich Lagerschaden“, „der hat ´nen Vertrag mit seinem Reifenhändler“ oder ähnliches. Ich habe verstanden!

Auch auf den durchwachsensten Strecken kann man die schönsten Ziele erreichen. Flüsse, Schlösser, Kirchen, Seen und besondere Landschaftstypen wie die Heide kommen gut an. Ein Ziel aber ist mir in herausragender Erinnerung geblieben, nämlich der Besuch des Friedwaldes in St. Odilienberg, NL. Inmitten dieses wahrhaft friedlichen und Vergänglichkeit spiegelnden Fleckens konnte ich Menschen erleben, die von dieser Atmosphäre ein Stück weit auf sich selbst zurückgeführt und sichtlich beeindruckt schienen. Genauso, wie es mir selbst ergangen war, als ich zum erstem Male diesen so andersartigen  Ort besuchte. Ein schönes Erlebnis!

Streit der (Rad)philosophen

Ja, es gibt sie tatsächlich noch: Fahrräder ohne Hilfsmotor, geschaffen für die Helden der Straße. Und es gibt sie immer häufiger, die Pedelecs, geschaffen für die Genießer unter uns.

Grundsätzlich stelle ich fest: Ein Nebeneinander ist möglich, wenn auch mitunter etwas schwierig zu koordinieren. Während ich an der Spitze des Pelotons listig lächelnd anrege, doch etwas Tempo herauszunehmen um so eventuell die Reichweite zu vergrößern, kann das Ende der Gruppe idealerweise etwas aufschließen. Läuft es nicht so gut, eignet sich die Gruppe der Pedelec- Fahrer leidlich gut dazu eine gewisse Sündenbockfunktion zu übernehmen, wenn die Herzfrequenz der Unmotorisierten hart bei Rot zittert. Der Ausweg ist eine Zigarettenpause. Alles wird gut!

Gute Geister

Welcher gute und halbwegs vorsichtige Ehemann würde nicht als erstes auf seine Gattin kommen, wenn er diejenigen nennen soll, die maßgeblich zum Gelingen einer Tour beitragen. Ich bin da schon aus Eigeninteresse nicht anders. Die meinige hat schnell Lust am Mitfahren und darüber hinaus ungeahnte Fertigkeiten in verschiedenen Rollen entwickelt. Sie agiert als Schlussfrau, Motivationshilfe, Versorgungsfahrzeug und Backup beim Navigieren. Sie könnte durchaus meine Rolle übernehmen, umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher.

Schön ist es auch, die eine oder andere Tour mit Kollegen zu fahren, die ich unterwegs als Zubringer und Begleiter meiner Touren treffe. Dies gibt ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit und macht einfach lockerer. Wo ich Hilfe erbeten habe, kam sie umgehend. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an euch!

Ein kleiner Ausblick

„Mein Gott, schon wieder 14 Touren nächstes Jahr? Können wir da auch noch was zusammen   machen (als ob sie nicht immer dabei wäre)? Hast du Zeit für unseren Urlaub gelassen?

Fest steht:  Ich werde meine  Touren hin zu neuen Zielen machen und das im sicherlich besten Einvernehmen mit meiner vermutlich besseren Hälfte. Ich freue mich auf den April 2019. Ebenso freue ich mich auf die Eiligen, die Gemütlichen, die Spaßvögel, die Beständigen, die (vermeintlichen) Sündenböcke und alle anderen.

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