Wintertour 3 Gipfelsturm und Vorstadt- Hopping in MG
Darf´s auch ein klein wenig städtisch sein? Die Verbindung von (Vor)Stadt und ländlichem Raum geben dieser Tour ihren besonderen Reiz. Und geklettert wird auch.
Ihr seid unterwegs mit Dieter und Benno
Willkommen zu meiner dritten Wintertour! Heute muss ich mich ganz schön überwinden: Grau ist es draußen, Nieselregen nicht ausgeschlossen, aber mit 7 Grad etwas wärmer als beim letzten Mal. Nur fühlt es sich nicht so an! Mit ein wenig Hoffnung auf die eine oder andere Wolkenlücke am Nachmittag mache ich mich auf den Weg nach Wegberg, wo ich Benno, einem weiteren passionierten Radlerfreund, zur gemeinsamen Tour verabredet bin.
Bei meiner Ankunft macht Benno gerade seinen Airbus startklar. So nenne ich sein Pedelec, weil er stets dessen Lenker mit allerlei elektronischem Gerät zwecks Navigation, Action- Videoaufzeichnung und Kommunikation bestückt und ihn somit in ein beeindruckendes Cockpit verwandelt. Benno ist stark gefordert, deshalb gehen wir die Checkliste wie gewohnt gemeinsam durch: Akku am Rahmen, Ersatz-Akkus für´s Navi, Handschuhe, Bordwerkzeug, Verpflegung? Letztlich kommt es zum Rollout aus der Einfahrt, wir brechen auf.
Ich habe einen sehr entspannenden Einstieg entlang des Beeckbachs gewählt. Letzteren verlassen wir nach 5 Minuten in Richtung Beeck. Schon nach etwa 100 Metern ist rechter Hand Haus Beeck (Komoot, Wegepunkt 1) zu sehen, welches für sich genommen wohl zu den repräsentativsten Hofanlagen der Stadt gehört, aber auch als Austragungsort von Großveranstaltungen in Sachen Comedy, Zirkus und hochkarätiger Konzerte kreisweit bekannt ist. Ein wenig später liegt Gripekoven mit seiner ehemaligen Raubritterburg (die Reste des Burghügels und der Wallanlagen sind heute noch zu sehen) vor uns (Komoot, Wegepunkt 3). Wir durchfahren den schläfrig wirkenden Weiler. Danach erreichen wir über Eickelnberg, Genhoven, Bau und Woof den Stadtteil Broich. Gerade sind wir in einen schnurgeraden, baumgesäumten Feldweg eingefahren, piept es. Ein halbherzig unterdrückter Seufzer „Nee, nicht schon wieder!“, folgt. Bennos Navi zuckt noch einmal kurz und verblasst, die Akkus sind alle. Sie sind schnell gewechselt, trotzdem kann ich nicht umhin, eine Kurzversion effizienten Lademanagements in Bennos Richtung vom Stapel zu lassen. Der grinst nur, wirkt aber selbst wie frisch geladen. Als wir weiter durch ein kleines Waldstück des NSG Gerkerath fahren, bricht er über einen winzigen Waldweg, weg von der geplanten Route, in die Büsche. Notgedrungen muss ich ihm über klebrigen und von Pferden zertrampelten Grund folgen. Benno macht das nichts. Zu seinem Erbgut gehören, wie ich mehrfach erfahren konnte, Gelände-Gene.
Natürlich habe ich es bei der geplanten Route belassen. Denn dort geht es gemütlich über Feldwege weiter nach Hehn mit seiner bemerkenswerten und im Rheinland einmaligen Grottenlandschaft direkt an der Kirche (Komoot, Wegepunkt 12). Jede der 14 Grotten birgt heiliggesprochene Frauen und Männer. Ein Flyer, der in der Kirche ausliegt, erläutert, bei welchen Krankheiten und Gebrechen welche Heiligen anzurufen sind. Wir verlassen die Stätte mit dem Gefühl noch recht gesund zu sein und kommen zehn Minuten später am Biotop Vorster Busch an (Komoot, Wegepunkt 16). Ein ehemaliges Baggerloch ist heute ein Refugium für seltene Vogelarten und Insekten. Etwas Einblick gestattet ein Beobachtungsstand; im Sommer hingegen wird wegen der belaubten Bäume wohl kaum noch etwas zu sehen sein. Genug geguckt: Weiter pedalieren wir auf einem Schotterweg am Biotop entlang, aber ganz unvermittelt spuckt er uns aus auf die viel befahrene Vorster Straße. Schnell haben wir uns in eine ruhige Nebenstraße verdrückt und biegen wir nach gut einem Kilometer in ruhigere Gefilde ab. Genau gegenüber dem Handelshof führt ein anfangs sehr (!) unscheinbarer, schmaler Wiesenweg entlang einer Baumreihe zu einer schmalen Brücke, welche die lebhafte Waldnieler Straße überspannt. Ein asphaltierter Feldweg führt uns weiter in den Stadtteil Holt. Im Zickzack folgen wir dem Fahrradweg durch den hier parkähnlich angelegten Vorort, nur die zu querende Aachener Straße vermittelt kurz einen Eindruck vom Großstadtgewühl. Am Ende von Engelsholt bringt uns ein weiteres schmales Brückchen über die A61, dann geht es auf einem schmalen Pfad und wieder unter der Autobahn hindurch in den Rheydter Stadtwald. Wir nutzen das reizvolle Wegenetz und stehen plötzlich am Fuße des mächtigen Monte Klamott, dem Rheydter Müllberg, heute Naherholungsmagnet und momentan recht herausfordernd (Komoot, Wegepunkte 35-44).
Wollen wir da hoch?
Bennos leuchtende Augen fixieren die Rampe, die Waden zucken. Ich lasse mich mitreißen. Der Anstieg zum 133 Meter hohen Plateau ist gar nicht so schwierig und in weniger als in 5 Minuten geschafft. Oben stehen zwei Bänke mit Blick auf Wickrath und die Rheydter Innenstadt. Hier lassen wir uns nieder und unterziehen in der Folge unseren Proviant einer ausführlichen Sichtung. Eine Stange meines dürftigen Markenknäckebrots wechselt den Besitzer, ein Stück von Bennos Reformhausmüsli aus der angeblich preisgünstigen Dreierpackung findet den Weg zu mir. Alles, was verbindet, machen wir!
Mehr als 10 Minuten Pause lassen die Temperaturen nicht zu. In engen Kehren schrauben wir uns wieder hinab und verlassen den Stadtwald in Genhülsen. Weiter über Voosen mit seinem gemütlichen Weinhaus (Komoot, Wegepunkt 49) radeln wir weiter entlang der Bahnstrecke Wegberg- Mönchengladbach nach Rheindahlen. Der heimelige Ortskern mit seiner mächtigen Kirche lohnt, 500 Meter weiter geraten wir in eine Feierabend- Autoschlange der dort ansässigen Großbetriebe. Ein kleiner Radweg bietet die Möglichkeit zur Flucht, er bringt uns auf landschaftlich sehr reizvollen Wegen nach Merreter und Kipshoven. Hier will ich mich von Benno verabschieden. Der aber verzichtet großzügig auf die kurze „Nach- Hause Variante“ und entlässt mich erst auf dem Abzweig nach Schönhausen. Nett von ihm, doch durch mein eigenmächtiges Manöver habe ich jetzt den Schluss der Runde verpasst. Also: Einfach von Kipshoven aus entlang des Grenzlandrings und durch den Ortsteil Beeck, den Rest schafft ihr alleine!
- Die Strecke hat so manchen nicht asphaltierten Feldweg. Bei einigermaßen trockenen Verhältnissen kein Problem, aber wahrscheinlich auch nur dann.
Dieter Bonnie