Wintertour 2 Neues aus NL
Auch wenn Corona wütet, lassen sich auf dem Rad und in frischer Luft Landschaft und Sehenswürdigkeiten genießen. Geimpft, mit Abstand und ohne „innere“ Einkehr: Auf geht´s ab Wassenberg zur zweiten Wintertour!
Ihr seid unterwegs mit Dieter und HaPe
Bei meiner ersten Wintertour erzählte ich bereits von einigen im Kreis ansässigen Radelgenossen. So einer ist HaPe. Sein Wohnsitz in Wassenberg dient als Startpunkt für unsere Touren in die Niederlande und gelegentlich auch mal woanders hin. HaPe ist sieben Jahre älter als ich, aber das will nichts heißen. Als Kompensation hat er aufgerüstet und sich mit einem Premium- Antrieb am neuen Pedelec einen riesigen Materialvorteil verschafft. Außerdem hat er die besseren Müsliriegel. Sei´s drum: Ich muss immer alles geben!
Auch heute.
Vom Forster Weg biegen wir nach 300 Metern in die Ringstraße ab, die nach weiteren knapp 1,5 Kilometern links in den Feldweg Am Steg schwenkt. Wir erreichen Eulenbusch und radeln nach Krafeld, wo wir uns am Ende des ersten Ortsdrittels nach links orientieren und an einem Stück Ufer des Ophovener Baggersees vorbei den gleichnamigen Ort erreichen. Direkt am östlichen Ortsrand passieren wir einen vom Baaler Bach gespeisten Seerosenteich, den man sich für eine künftige Sommertour durchaus merken sollte. Nachdem wir kurz darauf die Rur überquert haben, umfahren wir die nördliche Ortslage Karken, versäumen es aber nicht, der Wolfhagener (Karkener) Mühle mit dem im Winter bestens sichtbaren Mottenhügel (Komoot, Wegepunkt 8) einen Blick zu schenken. Kaum wieder unterwegs, geht es rechts rein in die Straße Heiligenhaus. Dort liegt nach 100 Metern eine Kapelle, ausgezeichnet als Glücksplatz Nr. 32 (Komoot, Wegepunkt 9).
Es wird wieder weltlich. Als wir uns Posterholt nähern und kurz vor der Überführung der Nationalstraße nach links ins Feld abbiegen, packt HaPe der Überschwang: Der Meister der ungeahnten Beschleunigung zieht davon und damit an der ersten der drei Bollberger Motten in unserer Region vorbei, die direkt am Eingang des Bauernhofs zu sehen ist. Eine kleine Messingtafel gibt die nötigen Erläuterungen (Komoot, Wegepunkt 11). Ich fange den Flüchtling wieder ein und biete an kurz zurückzufahren. Abgelehnt! Eigentlich seltsam, aber ich glaube, bei ihm ein leichtes Schaudern bemerkt zu haben. Immerhin hatten wir nur 6 Grad Celsius in der Sonne. Also weiter! Die Strecke führt uns zunächst querfeldein und nach Querung der Nationalstraße auf einer schnurgeraden Allee zu einem Ferienpark. Zur Abwechslung folgt eine längere Passage durch den Munningsbos, ehe wir 3 Kilometer genüsslichen Radelns auf der Veestraat in Angriff nehmen. Die Landschaft ist alles andere als langweilig. Etliche Bauernhöfe sind eingesprenkelt zwischen Feldern, Hecken, Busch- und Baumgruppen. Nachdem wir nach links in die Heerdstraat eingebogen sind, wird es zusehends waldiger. Erneut machen wir einen – diesmal scharfen – Linksknick in den Bredeweg und nähern uns einem landschaftlichen Höhepunkt der Tour. Nur 1 Kilometer ist der Abstecher zum wunderschönen kleinen Waldsee Kranenbroek (Komoot, Wegepunkt 19), an dessen Ufer eine fantasievoll gestaltete Sitzgruppe aus Bänken und Felsbrocken zum Pause machen einlädt. Klar, dass ich mich da mal umschauen möchte. Ich bin noch nicht ganz runter vom Rad um die Szenerie auf mich wirken zu lassen, da lässt mein Begleiter mich wissen, dass dies gewiss eine sehr schöne Tour sei, jedoch eher für den Sommer und vermutlich ganz besonders geeignet als geführte Tour des ADFC. Wintertags hier jedoch zu pausieren habe eventuell negativen Einfluss auf sein momentanes Wohlbefinden.
So reicht es eben nur für einen kurzen Blick, aber einem dennoch eindrucksvollen Moment. Wenn wir denn schon weitermüssen, soll´s auch lohnen, und das tut es! Ein wunderschöner, abgetrennter Radweg durch den Wald (Zandweg, Leenderstraat) will genossen werden. Auf dem Torenweg öffnet sich die Landschaft wieder und kurz nach dem Rechtsknick in die Boekhorststraat verlangt HaPe einen sofortigen Stopp. Er habe da eben was am Wegrand gesehen. 50 Meter zurück findet sich in der Tat ein Hinweisschild, das uns – hübsch illustriert – auf die Motte Bolleberg (die zweite) aus dem 12. Jahrhundert aufmerksam macht. Nur einmal über die Straße und wir radeln 200 Meter bis an den Hügel heran. Er ist samt dem Wallsystem noch sehr gut zu erkennen (Komoot, Wegepunkt 23). HaPe, ich danke dir!
Weiter geht es am Rand des Annendaalsbos entlang nach Putbroek und in einer nördlichen Kehre nach Posterholt. Unterwegs passieren wir auf schönen Waldwegen das sehenswerte Kasteel Airwinkel (Komoot, kurz vor Wegepunkt 29), welches, im Wäldchen verborgen liegend, durch seinen filigranen Baustil und die schöne Parkanlage beeindrucken kann. Wir verlassen Posterholt und halten auf gut zu fahrenden Feldwegen auf Vlodrop zu. Hinter der Rurbrücke biegen wir am Fahrradgeschäft nach rechts ab, radeln am alten Rurarm und dem Ufer des Waldsees vorbei nach Effeld, wo die Dorfkirche mit ihrer sehenswerten Innenbemalung einen Stopp lohnt.
Nun sind es noch gut 5 Kilometer bis Wassenberg, dem Ausgangspunkt der Strecke. Freunde von Burgen, Schlössern und Schlösschen finden gegenüber der Krafelder Straße Schloss Elsum, das mitsamt seiner rekonstruierten Kapelle in einem kleinen Wäldchen liegt. Man kann es von außen besichtigen (Komoot, Wegpunkt 36).
Wir laufen in Wassenberg ein. Es sind 50 Kilometer geworden und wir haben zum ersten Male unsere Müsliriegel nicht verzehrt. Es war ja auch so kalt…
- Die bislang verschwiegene dritte Motte Bollenberg liegt in Waldfeucht. Motten sind frühmittelalterliche Turmhügelburgen in Holzbauweise. Die Überbleibsel sind in unserer Region häufig anzutreffen.
- Man kann die Route gut abkürzen, z.B. am Wegpunkt 25 (Komoot) oder 500 Meter vor dem Wegpunkt 16, Boekhorstweg (Komoot)
Dieter Bonnie