Gäste und Gastgeber – Gedanken zum Miteinander auf Wirtschaftswegen

Als leidenschaftlicher Fahrradfahrer habe ich in letzter Zeit vermehrt die Beschwerden von Landwirten über Radfahrer auf den Wirtschaftswegen gehört.

Strohballen Mensch
Strohballen Mensch © ADFC-HS

Es scheint, als würden wir Radler keine Rücksicht nehmen, die Landwirte nicht überholen lassen und den Weg nicht freimachen. Dabei betrachten sich die Landwirte als Gastgeber und uns Radfahrer lediglich als Gäste.

Kürzlich wurde auf Facebook von einem Landwirt ein Bild gepostet, auf dem er einen Kilometer hinter zwei Radlern herfahren musste. Ja, es ist bedauerlich, dass er dadurch vielleicht ein oder zwei Minuten Zeit verloren hat. Aber ist es wirklich so tragisch? Sollten wir nicht Verständnis für den Zeitdruck der Landwirte aufbringen, anstatt uns über ein paar Minuten Verzögerung aufzuregen?

Es ist wahr, dass es immer weniger Randstreifen gibt, auf die Radfahrer ausweichen könnten, und wir daher manchmal in die Ackerfurche fahren müssen, um den Landwirt passieren zu lassen. Aber ist das nicht zumutbar? Im Vergleich zu dem angeblichen massiven Zeitverlust, den die Landwirte beklagen, scheint es eine vernünftige Lösung zu sein.

Ein weiteres Thema, das häufig angesprochen wird, ist die Ackerscholle, die sich in den letzten feuchten Monaten auf den Wirtschaftswegen ausgebreitet hat. Ein Teil des Ackers bleibt auf dem Weg liegen, was dazu führt, dass Radfahrer mit ihren Rädern in Kurven gerne wegrutschen. Es wäre doch sicherlich im Interesse der Verkehrssicherheit, wenn die Landwirte nach der Feldarbeit den Weg reinigen würden. Leider scheint das jedoch nur für sehr wenige von ihnen in Frage zu kommen.

Aber es wird auch nicht gereinigt, wenn Landwirte aufgrund fehlender Ränder auf den Fuß- oder Radweg ausweichen müssen. Hier wäre es das Mindeste, dass sie ihre Hinterlassenschaften beseitigen. Selbst für Fußgänger stellt es eine Herausforderung dar, zwischen den Schollen zu balancieren. Doch auch sie sind "nur" Gäste.

Ich finde dieses Gastgeberverhalten schon recht interessant. Stellen wir uns nur einmal vor, wir hätten Gäste und würden absichtlich den Wohnungsflur mit Erde präparieren, damit sie ohne Gummistiefel nicht ins Wohnzimmer gelangen können. Es stellt sich die Frage, ob wir Radfahrer tatsächlich nur Gäste sind oder eher widerwillig geduldet werden.

Es wäre schön, wenn wir zu einem besseren Miteinander auf den Wirtschaftswegen finden könnten. Als Radfahrer bin ich bereit, Rücksicht zu nehmen und Verständnis für die Herausforderungen der Landwirte aufzubringen. Doch es wäre auch wünschenswert, dass die Landwirte die Bedürfnisse der Radfahrer und anderer Nutzer der Wege berücksichtigen und sich um eine angemessene Reinigung und Instandhaltung kümmern.

Lasst uns gemeinsam an einem respektvollen und harmonischen Miteinander arbeiten

H.S


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